Der 1. Deutschsprachige LCHF Kongress in Düsseldorf: Ein tolles Erlebnis!

Letztes Wochenende fand in Düsseldorf der erste deutschsprachige LCHF-Kongress statt – und ich war dabei! Was ich alles erlebt habe, wen ich getroffen habe und worüber die Referenten gesprochen haben, erfährst du hier in meiner Zusammenfassung des Kongresses.

Der Vorabend – erstes Kennenlernen und Beschnuppern

Da setzt sich doch tatsächlich Professor Spitz, der Vitamin D-Experte, direkt auf den Platz neben mich. Was zum Geier soll ich jetzt sagen? Was sagt man jemandem, der fachlich so renommiert ist? Bevor ich irgendetwas richtig blödes sage, lieber Klappe halten. Ich kenne mich und mein Fettnäpfchenpotenzial nämlich so langsam. Aber Professor Spitz ist ein ganz lieber und es stellt sich heraus, dass er einen ausgesprochen tollen und lebhaften Humor hat. Aber alles der Reihe nach.

Am Freitag Mittag mache ich mich auf den Weg zum Flughafen Zürich, von wo ich mich auf den Weg nach Düsseldorf mache. Mich erwartet nämlich nicht nur ein spannender Fachkongress, sondern auch ein Wiedersehen mit Freunden aus der LCHF-Akademie. Juhuu! Endlich all die tollen Namen mal in live erleben und kennen lernen – eine tolle Erfahrung!

Am Flughafen treffe ich eine liebe Freundin, die mich abholt und zum Hotel bringt – eine schönere Ankunft gibt es wohl kaum 🙂

Im Hotel Radisson Blu angekommen, treffe ich beim Einchecken erst einmal auf die beiden Organisatorinnen und meine Dozentinnen aus der LCHF Akademie: Margret Ache und Iris Jansen. Da muss natürlich erstmal gebusselt und geknuddelt werden 🙂

Wir wagen einen Blick hinter die Kulissen, wo alle fleissig dabei sind, die Stände aufzubauen und alles für den morgigen Kongresstag vorzubereiten. Bald darauf gehen wir unser schönes Zimmer inspizieren und beim Weg nach unten in die Lobby, wo sich alle um 18.00 Uhr treffen wollen, renne ich beinahe noch Daniela Pfeifer über den Haufen, die ich mit meiner Freude, sie zu sehen, wahrscheinlich ziemlich überrumpelt habe. Aber ich konnte schlicht nicht anders – ich hoffe, sie nimmt es mir nicht böse 😉

Da sassen wir also, alle, die bereits am Vortag anreisten und machten sich untereinander bekannt. Professor Spitz, Daniela Pfeifer, Marina Lommel, Cordula Pertl, Jürgen Aumüller und seine Frau Regina, Interessierte und Absolventen der LCHF Akademie (Wibke May, Katja Lehmann, Marion Hein und ich). Je mehr Zeit verging, desto mehr Leute trudelten ein und die Runde wurde immer grösser.

Ein fröhliches Wiedersehen mit einem Teil der ersten Absolventinnen der LCHF Akademie in geselliger Runde beim Abendessen

Schlussendlich gingen wir alle zusammen Abendessen und starteten so gemütlich ins Kongresswochenende.

Der Kongresstag

Nach dem umfangreichen Frühstück starteten wir gestärkt in den verheissungsvollen Tag. Um halb 9 wurden die Tore geöffnet und wir erhielten alle unsere Namensschilder und den Goodie-Bag und konnten uns das erste Mal bei den Ausstellern umsehen.

Folgende Aussteller waren vor Ort:

» Bodymed AG, Kirkel  » LCHF Deutschland, Hilden ​
» Coconut Business GmbH, Wertingen  » FiberHUSK – Trio Pharma ApS, Kobenhavn/DK
» Dr. Almond, Bobenheim-Roxheim » proweightless GmbH, Eisenach
» Dr. Edibon Swiss Medical Food AG, Apppenzell » Ölmühle Solling GmbH, Boffzen
» Expert Fachmedien GmbH » systemed Verlag, Lünen
» Hecht Pharma, Hollnsneth » TAVARLIN GmbH, Pfungstadt
» LCHF Akademie, Hilden

Etwa 180 Teilnehmer kamen an diesem Tag nach Düsseldorf, um den von Iris Jansen und Margret Ache aufgestellten Kongress mit Schwerpunkt auf Diabetes, Krebs und Gewichtsreduktion den spannenden Vorträgen zu lauschen.

Um halb 10 ging es dann aber los und nach einer kurzen Einführung folgte bereits der erste Vortrag:

Dipl. oec. throph. Ulrike Gonder: Fett – eine Liebeserklärung

Ulrike Gonder überzeugte nicht nur mit dem fachlichen Inhalt ihrer Präsentation – mit viel Humor und toller Rhetorik schaffte sie es, dass die Zuhörer ihr gebannt folgten und fleissig mitlachten. Wie es der Titel ihres Vortrags vermuten lässt, sprach sie über die Fette in unserer Ernährung und dass Fette etwas ganz tolles sind, solange sie in natürlichen Lebensmittel vorkommen.

Und obwohl ich doch schon so einiges in den letzten Jahren an Wissen über Low Carb und Fett angehäuft habe, so habe ich doch noch einige neue Einblicke gewonnen: Hast du zum Beispiel gewusst, dass wir ein Fettdepot unter der Ferse haben und dass unsere Lymphknoten von Fett umgeben sind? Lustigerweise nehmen wir aber an diesen Stellen niemals ab, egal wie sehr wir hungern.

Ein weiterer spannender Punkt für mich war folgendes: Unsere Babys sind im Vergleich zu anderen Babys der Tierwelt regelrecht dick. Warum ist das so? Ganz einfach: Der hohe Fettanteil unserer Nachkommen trägt wesentlich zur Gehirnentwicklung bei!

„Jeder will Energie, aber keiner will Kalorien!“

Sie hat ebenfalls festgestellt, dass Frauen mindestens einen Körperfettanteil von 17% benötigen, um fruchtbar zu sein. Sobald dieser Prozentsatz unterschritten wird, kann unser Körper den Zyklus nicht mehr aufrechterhalten – deshalb haben auch Frauen, die sehr viel Sport treiben, plötzlich keine Periode mehr. Sie spricht noch viele weitere Funktionen von Fett und Fettsäuren an und erzählt auch, warum vor allem gesättigte Fette so wichtig für uns sind – schliesslich stabilisieren sie unseren Körper und das schon in jeder einzelnen Zelle.

Sie kam auch auf die Fetthypothese von Ancel Keys zu sprechen, die mittlerweile in Kurzform wie folgt bei uns bzw. unseren Ärzten abgespeichert ist: Cholesterin = tot. Doch was ganz klar fehlt, ist die Kausalkette. Sie geht auch auf den Fettgehalt bei tierischen Lebensmitteln ein: So enthält zum Beispiel Kuhmilch 60% gesättigte Fette, während Schweinefleisch nur einen Anteil von 40% aufweist.

Fazit: Es gibt kein reines Fett, ausser es wurde von der Industrie hergestellt. Und Kokostiere hat sie auch noch keine gesehen.

Sie weist auf die Wichtigkeit des Omega  3 / Omega 6-Verhältnis hin und stellt dann treffend fest, dass die WHO bereits seit 2009 weiss, dass es keinen Zusammenhang zwischen koronaren Herzerkrankungen und der Höhe der Fettzufuhr bzw. der Anteil der gesättigten Fette in der Nahrung besteht.

Fazit: Die Evidenz für das langjährige Fettsparen ist schlicht nicht vorhanden! Im Gegenteil: Es wurde sogar festgestellt, dass je mehr gesättigte Fette konsumiert werden, desto weniger Infarkte festgestellt werden konnten. Dieses Ergebnis kommt zwar aus einer Beobachtungsstudie und ist somit nur eine beobachtete Tendenz, trotzdem ist dieser Umstand aber spannend.

Literaturhinweise / Literaturempfehlungen:

https://www.ucsf.edu/news/2016/09/404081/sugar-papers-reveal-industry-role-shifting-national-heart-disease-focus

http://openheart.bmj.com/content/2/1/e000196

Hier findest du einen Blogpost von mir, warum du lieber auf vollfette Produkte zurückgreifen solltest, statt auf Magerquark + Co (klick!)

Mag. Julia Tulipan – Futter für die Zellen

Was macht eine optimale Ernährung aus? Sie versorgt unsere Zellen so, dass sie optimal funktionieren können. Wie sieht es diesbezüglich mit den aktuellen Ernährungsempfehlungen der DGE, der deutschen Gesellschaft für Ernährung aus? Und kann dagegen eine wohlformulierte LCHF-Ernährung mithalten?

Julia Tulipan hat diese beiden Ernährungsformen miteinander verglichen: Makronährstoffzusammensetzung, Vitamine, Mineralstoffgehalt. Lustigerweise enthält ein typischer DGE-Tag mehr Eiweiss als bei LCHF – obwohl wir ja immer zu hören bekommen, wir seien Fleischfresser 🙂

Das Resultat ist vielleicht nicht für jeden erstaunlich, aber dennoch eindrucksvoll: In Sachen Vitamingehalt übersteigt die LCHF-Ernährung den der DGE deutlich; bezüglich Mineralstoffgehalt siegt ebenfalls die LCHF-Ernährung und toppt in den meisten Punkten sogar noch die Tagesempfehlungen!

Eine wohlformulierte LCHF-Ernährung ist somit nährstoffdichter, reduziert die glykämische Last, fördert eine bessere hormonelle Reaktion und weist eine bessere Bioverfügbarkeit auf.

Zum Thema Kohlenhydrate sagt Julia Tulipan nur so viel:

So wenig wie nötig, aber so viel wie möglich!

Soll heissen: Viele, die sich ketogen oder LCHF ernähren, schränken sich beim Gemüse zum Teil viel stärker ein, als sie eigentlich müssten. Wenn man sich die Mühe macht, seine eigene Kohlenhydrattoleranzschwelle herauszufinden, kann man sein Gemüse-Angebot zum Teil stark ausweiten. Keine verarbeiteten Lebensmittel und Kohlenhydrate, aber so viel Gemüse wie möglich! Und wie das Ganze aussehen kann, sehen wir im oben eingefügten Bild.

Dann folgen viele Infos zum Gemüse – so sagte sie zum Beispiel, dass je dunkelgrüner das Gemüse ist, desto höher ist dessen Magnesiumgehalt. Farbenfrohes Gemüse liefert uns jede Menge sekundäre Pflanzenstoffe (SPS) und Vitamine und wirkt entzündungshemmend und antioxidativ.

Kommen wir zum Thema Fleisch in einer wohlformulierten LCHF-Ernährung. Da ist natürlich auf die Haltung und Fütterung der Tiere zu achten – das wirkt sich direkt auf die Fleischqualität und dessen Nährstoffgehalt aus. Besonders wenn man nach dem Prinzip „Nose to Tail“ (also vom Schnäuzchen bis zum Schwanz) lebt und das ganze Tier verwerten will, ist die Qualität der Innereien ganz besonders wichtig.

Was Nose to Tail genau bedeutet und was ich darüber denke, erfährst du in diesem Blogpost von mir (klick!).

Innereien sind insofern wichtig, dass die zu den nährstoffreichsten Lebensmitteln überhaupt gehören und die Vitaminbomben der Natur sind!

Dazu kommen natürlich auch noch gesunde und hochwertige Fette – auch da sollte man stets die Qualität und die Zusammensetzung im Auge haben.

Zum Schluss zeigt sie noch das Mighty Chondrion – das mächtige Mitochondrion:

Bildergebnis für mighty chondrion

Nach ihrer Präsentation konnten die Teilnehmer Julia noch mit Fragen löchern:

Frage: Wie findet man die eigene Kohlenhydrat-Toleranz heraus?

Antwort Julia Tulipan: Mit messen! Blutzucker vor, während und nach einer Mahlzeit messen, im Idealfall auch Ketonkörperproduktion messen. So erkennt man, auf welche Mengen und auf welche Lebensmittel man reagiert. Das ist insofern wichtig, dass man so sein Spektrum an „zulässigen“ Lebensmitteln bzw. Gemüsesorten unter Umständen enorm erweitern kann.

Frage: Wie hoch ist der Eiweissbedarf? Im Netz findet man ja diverse Angaben von 0.8 – 1.5g pro Kilogramm Körpergewicht. Was stimmt denn nun?

Antwort Julia Tulipan: Pauschal kann man das nicht sagen – der Eiweissbedarf ist ganz individuell und muss wie die individuelle Kohlenhydratschwelle gemessen werden, bis man weiss, wie viel Eiweiss man essen kann, ohne dass es im Körper in Glucose umgewandelt wird.

Frage: Ab wann ist man in Ketose? Und wie tief muss man in Ketose sein, um von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren zu können?

Antwort Julia Tulipan: Ab 0.5 mmol pro Liter ist man in der nahrungsinduzierten Ketose. Wie tief man in der Ketose sein soll, ist in dem Sinne individuell. Auch hier hilft es, zu messen und darauf zu achten, auf welchem Niveau man sich wohlfühlt und wie das Energielevel ist.

Frage: Unser Gehirn gewöhnt sich ja an die Produktion von Ketonkörpern – ist das sinnvoll? Bzw. was passiert dann?

Antwort Julia Tulipan: Die Umstellung auf Ketonkörper erfolgt bereits nach 2 Tagen. Die Frage ist eher, wie gut unser Organismus bzw. unsere Zellen die Ketone nutzen können. Das hängt von der Fettadaption ab, also wie flexibel unser Stoffwechsel ist. Diese metabolische Flexibilität ist nämlich das, wonach wir streben sollten. Bis unser Körper allerdings soweit ist, kann es Monate dauern.

Ob man fettadaptiert bzw. metabolisch flexibel ist, merkt man daran, wenn man sehr rasch nach einer KH-reichen Mahlzeit wieder in der Ketose ist.

Dr. Sabine Paul: Stress? – Wie Gehirn und Gewicht genussvoll in Balance kommen

Dr. Sabine Paul erklärt in ihrem Vortrag, dass die körpereigene Balance und ein gutes Stressmanagement wichtiger für unseren Körper ist, als Kalorien oder die Nährstoffzusammensetzung. Denn bei Stress, wenn also der Sympathikus aktiviert ist, lalufen über 1400 Stressreaktionen im Körper ab, die uns aus dem Entscheidungsmodus herausholen und uns vor eine einzige Frage stellen: Kampf oder Flucht?

Dabei unterscheidet sie Stress-Hungerer und Stress-Esser. Stress-Hungerer essen also in Stresszeiten weniger, essen dafür in entspannten Phasen tendenziell mehr. Stress-Esser hingegen futtern in Stressphasen munter drauflos, brauchen aber wiederum in entspannten Zeiten weniger zu essen. So gleicht sich das über längere Zeit wieder aus. Das Problem ist nur, wenn die Stressphasen chronisch werden und lange anhalten.

Ich habe für mich vier Hunger-Ebenen definiert. Wenn du – wie ich – zu den Stress-Essern gehörst, habe ich hier einige Tipps und Tricks für dich, wie du mit emotionalem Hunger umgehen kannst (klick!).

Chronischer Stress beeinträchtigt unsere Darmflora, fördert chronische Entzündungsprozesse im Körper und verhindert zudem, dass wir ein gesundes Essverhalten an den Tag legen, in dem die Entscheidungsenergie komplett verloren geht. Deshalb ist es enorm wichtig, bei gestressten Menschen mit dem Wunsch, Gewicht zu verlieren, immer auch (vor allem zuerst) ein gutes Stressmanagement einzubinden.

Denn die Gewichtsabnahme wird durch chronischen Stress stark negativ beeinflusst, in dem u.a. der Leptinspiegel sinkt, die Schlafqualität abnimmt und zusätzlich dazu auch Insulin, Glucose, Cortisol und Blutdruck erhöht werden.

Doch nach der grossen Stressphase ist der Parasympathikus am Zug und ist für die Entspannung zuständig. Doch wie schaffen wir es, uns möglichst schnell aus der Stressreaktion wieder in den Entscheidungsmodus zu bringen und damit den Parasympathikus zu aktivieren?

Schritt 1: Für die Erste Hilfe bei Stress können wir wunderbar mit Gerüchen arbeiten, denn diese wirken als ungefilterte Information direkt auf unser Emotionszentrum ein. 

Blitzhelfer sind demzufolge ätherische Öle wie Grapefruitöl und Zitronengrasöl. Sie helfen uns, in den Parasympathikus und damit in den Entscheidungsmodus zu gelangen und wirken gegen Frustessen.

Schritt 2: Eine langfristige Anti-Stress-Strategie mit der richtigen Ernährung. Wie sieht sie aus, die Nahrung, mit der unser Körper die nötigen Botenstoffe bauen kann, um rasch wieder in den Entscheidungsmodus zu schalten und sich von stressigen Phasen zu erholen? Sie enthält Nüsse, Fleisch, Fisch, Eier, Innereien, Krustentiere, Obst (v.a. Bananen), Gemüse und Hülsenfrüchte und liefert damit dem Körper viel Vitamin B6, Tryptophan und Zink, das wiederum für die Herstellung von Serotonin benötigt wird.

Damit unser Darmhirn optimal funktionieren kann, benötigt es Probiotika, Präbiotika und sekundäre Pflanzenstoffe, die eine gesunde Darmflora fördern. Da passt auch das gute, alte Sprichwort wunderbar: Erst einmal abwarten und Tee trinken. In diesem Fall bitte auf grünen, Schwarztee oder Jasmintee zurückgreifen!

Zum Schluss gibt uns Dr. Sabine Paul noch ein kurzes, aber wichtiges Werkzeug an die Hand: Die Power-Pause:

Die holt einen so richtig runter. Dafür zuerst einmal an Grapefruit- oder Zitronengrasöl schnuppern, ein paar Nüsse essen und anschliessend die Hände überkreuzt auf die Augen legen und währenddessen vier mal tief ein- und ausatmen.

Dankeschön!

Diskussionsrunde Low Carb bei Diabetes mit Hanna Böethius und Heike Mohrdieck

Leider musste Bettina Meiselbach, die eigentlich an dieser Diskussionsrunde hätte teilnehmen sollen, mit Grippe zu Hause bleiben – daher sprang kurzerhand Heike Mohrdieck als Diskussionspartnerin für Hanna Böethius ein. Zusammen stellten sie sich den zahlreichen Fragen zum Thema Low Carb bei Diabetes.

Heike Mohrdieck ist sich sicher, dass die meisten Ärzte aus Unwissenheit zur „Standardernährung“ raten, die aus 60% Kohlenhydraten, Obst und fettarmer Milch besteht. So hat man auch Hanna geraten (die mit 2 Jahren die Diagnose Diabetes Typ 1 bekam), einfach entsprechend Insulin zu spritzen, wenn sie zum Beispiel mal Kuchen oder sonstige Süssigkeiten essen wollte.

Hanna Böethius, Diabetes-Expertin aus der Schweiz, befasste sich nach ihrem Burnout intensiv mit dem Thema Ernährung und startete eine Ausbildung zum Ernährungscoach. Erst dort wurde sie auf die paradoxe Ernährungsempfehlung bei Diabetes aufmerksam gemacht und setzte ab dann eine Low Carb / LCHF Ernährung erfolgreich um.

Seither haben sich sämtliche Blutwerte bei ihr verbessert und sie konnte ihre Insulineinheiten von 100 auf 15 – 25 Einheiten pro Tag reduzieren. Eine fantastische Verbesserung!

Die meisten Diabetiker wollen die Ernährung nicht verändern, „weil sie ohne Brot / Nudeln nicht leben können“. Dabei stellt Heike Mohrdieck treffend fest, dass wir vor allem Nudeln ja eigentlich wegen der schmackhaften Sauce und nicht wegen der Nudeln an sich essen. Diese Aussage macht für mich deutlich, welch grosses Suchtpotenzial Kohlenhydrate haben.

Hanna beschreibt einen typischen LCHF-Tag: In der Regel isst sie kein Frühstück, macht also intermittierendes Fasten. Mittags gibt es oft Eier und Speck mit etwas Gemüse, abends dann gerne Fleisch mit Gemüse und einem Stück Butter.

Als Hanna gefragt wird, ob denn eine LCHF-Ernährung teurer sei als die Ernährung nach DGE-Empfehlung, meint sie nur:

„Ernährung hat für mich kein Preislimit.“

Wer Hanna Böethius mal live erleben will, kann sie im November in Mallorca treffen und dazu noch viele andere LCHF-Fachleute kennen lernen:

The Low Carb Universe (klick!)

Anschliessend folgt noch eine offene Fragerunde an alle bisherigen Vortragenden. Nach der zweistündigen Mittagspause, bei der es wieder Gelegenheit gibt, sich mit den anderen Teilnehmern zu unterhalten und sich die Aussteller anzuschauen, folgt auch schon der nächste Vortrag von Professor Ulrike Kämmerer mit anschliessender Diskussionsrunde, unterstützt durch Christiane Wader:

Prof. Dr. rer. hum. biol. Ulrike Kämmerer Christiane Wader: Vortrag und Interview zur ketogenen Ernährung bei Krebs

Professor Ulrike Kämmerer überzeugte mit einem fachlich vollgepackten Vortrag, bei dem sie uns Teilnehmern ihr Wissen regelrecht (auf gute Art!) um die Ohren gehauen hat. Sie hat eindrücklich gezeigt, wie eine fettreiche, kohlenhydratreduzierte und ketogene Ernährungsweise das Wachstum von Tumorzellen hemmt.

Zuckerhungrige Tumore können mittels PET-Scan sichtbar gemacht werden. Dafür gibt man dem Patienten eine mit radioaktiven Markern versehene Zuckerlösung zu trinken. Da die meisten Krebsarten Zucker für ihren Stoffwechsel bevorzugen und sie für ihren Wachstum jede Menge Energie benötigen, sieht man im PET-Scan sämtliches Tumorgewebe:

Wichtig zu wissen ist, dass die Tumorzellen zwischen Gärung und Atmung für die Energiegewinnung wählen können, allerdings bietet der Gärungsprozess mittels Glykolyse den Vorteil, dass als Abfallprodukte Bausteine anfallen, die die Tumorzellen für die Bildung von Tochterzellen benutzen können. Das heisst, sind wir im Zuckerstoffwechsel, erleichtern wir den Krebszellen die Bildung von Tochterzellen.

Der hohe Zuckerumsatz zeigt sich bei aktivem Gewebe, in Form von Tumoren, Entzündungen oder während dem Pasteur-Effekt.

Der Stoffwechsel bei Krebspatienten ist insofern anders, dass die Patienten vermehrt eine Insulinresistenz aufweisen und einen gesteigerten Fettbedarf aufweisen. Der vorhandene Zucker wird für die Tumore beiseite geschafft, weswegen die Patienten oft Muskeln und Fettmasse abbauen, um den Körper irgendwie mit Energie zu versorgen. Daher ist die ketogene Ernährung ideal als Supportiv-Therapie bei Krebs geeignet.

Diese eignet sich insbesondere so gut als Supportiv-Therapie, da der Ketonkörper Beta-Hydroxybutyrat immer mehr als Pharmakon angesehen wird. Es wird in der Leber, den Nieren, im Darm und im Gehirn gebildet und hemmt dabei das HDAC, mTOR Signalwege und aktiviert antientzündliche Rezeptoren im Körper; insgesamt reduziert der Ketonkörper Entzündungsreaktionen im ganzen Körper.

In Kombination mit Niacin zeigte sich übrigens, dass Beta-Hydroxybutyrat die Cholesterinwerte positiv beeinflusst, in dem das HDL erhöht und die Triglyceridwerte gesenkt werden konnten.

Der gleiche Effekt kann zwar über Fasten ebenfalls erreicht werden, allerdings ist die ketogene Ernährung die einzige Möglichkeit, diesen Effekt auch langfristig beibehalten zu können.

Die Ketose fördert zudem auch GABA und senkt dadurch das Risiko für Depressionen oder epileptische Anfälle.

Im Anschluss an den äusserst spannenden Vortrag von Professor Kämmerer startet die Fragerunde mit ihr und Christiane Wader. Christiane Wader beeindruckt mit ihrer unglaublichen Krankheits- aber vor allem durch ihre Genesungsgeschichte und wie sie während der Krebsbehandlung auf die ketogene Ernährung umgestiegen ist.

Auch eine Teilnehmerin erzählt, dass ihr Mann, nach dem ihm der Arzt noch eine Lebensdauer von einem Monat prognostizierte, nun seit mittlerweile 10 Jahren ketogen unterwegs ist und dank dieser Ernährung noch immer unter uns weilt.

Es sind solche Erfolgsgeschichten, die in die Welt hinausgetragen werden müssen, damit immer mehr Menschen davon profitieren können. Schliesslich sprechen alle Tumore mit Zuckerhunger, die eine Insulinresistenz auslösen, gut auf die Ketose an. Dennoch werden neue, grosse Studien zum Thema nicht finanziert, da es für die Pharmaindustrie nichts zu patentieren gibt.

Daniela Pfeifer: LCHF und die 5-Elemente-Ernährung

In der chinesischen Medizin liegt die Ernährung an oberster Stelle; eine Behandlung mit Akupunktur oder Medikamenten erfolgt erst, wenn ernährungstechnisch alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.

Daniela Pfeifer macht deutlich, das die 5-Elemente-Ernährung / TCM fühlbar ist, während unsere westliche Medizin alles messen will. Dabei darf nicht vergessen gehen, dass Thermik und Geschmack eine Wirkung auf uns und unseren Körper haben.

Zusätzlich zum Geschmack werden alle Lebensmittel auch in ihre Thermik unterteilt: heiss – erwärmend – neutral – erfrischend – kalt. Dabei sollte heiss und kalt nur in Extremfällen eingesetzt und dabei wie ein Medikament behandelt werden.

Als KALT gelten folgende Lebensmittel: Tomaten, Gurken, Rhabarber, Zitrusfrüchte, Joghurt, Meeresalgen. Sie schwächen die Immunabwehr und den Stoffwechsel. Die Folgen davon sind Gewichtszunahme, Müdigkeit, Kälte, und Wassereinlagerungen.

Am besten ist also, saisonal, regional und mit traditionellen und jahreszeitlich angepassten Zubereitungstechniken essen, wobei die Thermik eines Lebensmittels nie mit der Zubereitungsart verändert werden kann!

Bestes Beispiel: In arabischen Ländern wird oftmals ein Pfefferminztee gereicht – dieser soll kühlen! Wenn wir also uns aufwärmen wollen, wird uns dabei ein Pfefferminztee nicht helfen, auch wenn wir ihn heiss trinken.

Daniela Pfeifer bietet übrigens tolle Online-Kurse rund ums Thema Low Carb an, die ich sehr empfehlen kann:

Hier geht’s zur Kursübersicht (klick!).

Nach einer weiteren Fragerunde und nach der Kaffeepause geht es mit dem Vortrag von Julia Gruber weiter:

Julia Gruber: Darmgesundheit

Nach der Liebesbekenntnis von Ulrike Gonder an das Fett bekennt auch Julia Gruber ihre Liebe zu unserem zweiten Gehirn und unserer zweiten Leber: Dem Darm.

Unser Gehirn und unser Darm entstehen aus dem gleichen Gewebe und rund 95% unserer Neurotransmitter werden im Darm produziert. Damit ist unser Darm viel wichtiger für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, als den meisten bewusst ist.

Stress ist ein enormer Einflussfaktor und beeinflusst unsere Darmgesundheit stark. Doch was genau schwächt den Darm?

Viele unserer Beschwerden werden gar nicht mit der Darmgesundheit in Verbindung gebracht; dazu gehören unter anderem Asthma, Hautprobleme, Krebs, Diabetes, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien, Heuschnupfen, Mentale Erkrankungen, chronische Erkrankungen, genau so wie Autoimmunerkrankungen oder Übergewicht.

Mittels einer Stuhlanalyse kann zum Beispiel auch das Leaky Gut Syndrom festgestellt werden; ein Marker dafür ist u.a. das Zonulin.

Um den Darm die Möglichkeit zur Heilung zu geben, ist ein Verzicht auf Gluten, Getreide, Milchprodukte und Zucker für mindestens 30 Tage sinnvoll. Auch das Essen von maximal drei Mahlzeiten gibt dem Darm die Möglichkeit, zu heilen, da die Darmreinigung erst nach fünf Stunden einsetzt.

Eine vollständige Darmsanierung dauert in der Regel mindestens 3 – 6 Monate und bedingt, dass man entzündungsfördernde Lebensmittel (siehe oben) strikt meidet. Zusätzlich dazu helfen gezielt eingesetzte Nahrungsergänzungsmittel und die Minimierung von Stressfaktoren.

Wer einmal Interesse an einer solchen Darmanalyse hat, findet Roman und Julia Gruber hier:

Gruber Ernährung (klick!)

Prof. Dr. med. Jörg Spitz: Vitamin-D – wieder nur ein Hype?

Den Abschluss diesen wunderbaren und äusserst spannenden Tages macht Professor Spitz mit seinem unterhaltsamen Vortrag über Vitamin D.

Hast du gewusst, dass Leute, die die Sonne meiden, eine doppelt so hohe Sterblichkeit aufweisen, als Sonnenanbeter?

Vitamin D ist eigentlich gar kein Vitamin, sondern eine Vorstufe zum Hormon und für die Steuerung von über 200 Genen zuständig! Und obwohl wir immer mehr über die Funktionen von Vitamin D lernen und herausfinden, sind dennoch 80 – 90% der Bevölkerung unterversorgt. Und das ist besonders tragisch, wenn man weiss, dass ein Vitamin D-Mangel nahezu an allen chronischen Erkrankungen beteiligt ist.

Ausserdem erwähnte er, dass ein eindrücklicher Zusammenhang zwischen dem Vitamin D-Spiegel und der Sterblichkeitsrate besteht. Besonders in der Schwangerschaft ist die Zugabe von Vitamin D wichtig, denn in einer Studie konnte durch die Gabe von 4000 IE an 600 schwangere Frauen folgende Ergebnisse aufgezeigt werden:

  • – 50% Frühgeburten
  • -30% Infektionen
  • -30% Schwangerschaftsdiabetes

Zudem haben die Forscher herausgefunden, dass Mütter erst Vitamin D über die Muttermilch abgeben können, wenn sie mindestens 6000 IE pro Tag zu sich nahmen. Der Bedarf der Mutter muss nämlich erst gedeckt sein, bevor ihr Körper diesen wichtigen Nährstoff über die Muttermilch an das Kind weitergibt.

Auch bei Diabetes ist die Zugabe von Vitamin D unglaublich wichtig und erfolgreich:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28184342

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28197427

Ein genügender Vitamin D-Spiegel senkt zudem auch das Risiko für ein Mamma-Carzinom. So kann man sagen, dass das gesamte Immunsystem von Vitamin D abhängig ist. Daher sind auch die Zugabe von Vitamin D bei Autoimmunerkrankungen so wichtig. Ausserdem produziert der Körper mittels Vitamin D sein eigenes Antibiotika – nur ohne die Nebenwirkungen. Auch neurologische Erkrankungen sind mit Vitamin D beeinflussbar.

Als Faustregel gibt Professor Spitz folgende Dosierungsempfehlung: 1000 IE pro 15 Kilogramm Körpergewicht sind sicher – trotzdem ist das Messen des Vitamin D-Spiegels mit gezielter Auffüllung besser.

Zum Schluss zeigt er noch eindrücklich auf, dass das Vitamin D gleich wichtig ist wie unsere Schilddrüsenhormone, nur dass dort nur ein Mangel von 5-15% vorhanden ist, während die Bevölkerung mit Vitamin D stark unterversorgt ist.

Mehr von Professor Spitz gibt es hier: Spitzen-Praevention.de


Somit findet der spannende Kongresstag mit einer abschliessenden Fragerunde an alle Vortragenden und mit grossem Applaus und Danksagung an alle Beteiligten ein Ende.

Von links nach rechts: Die liebe Moderatiorin, deren Name ich mir leider nicht notiert hatte, Margret Ache, Iris Jansen, Heike Mohrdieck, Daniela Pfeifer, Hanna Böethius, Christiane Wader, Ulrike Kämmerer, Julia Tulipan, Ulrike Gonder, Jörg Spitz, Julia Gruber, Sabine Paul und Ulrich Fischer.

Was für ein toller Tag! Und den liessen wir noch ganz gemütlich bei einem leckeren Abendessen und gemütlichen Quassel-Stunden mit viel Gelächter ausklingen. Am nächsten Tag genossen wir in aller Ruhe unser Frühstücksbuffet und reisten dann alle wieder nach Hause.

v.l.n.r.: Katja Lehmann, Marion Hein, Wibke May, Jürgen Aumüller und ich beim gemütlichen Frühstück nach dem Kongress

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr und bin gespannt, wen wir dann als Vortragende erwarten dürfen.

Wenn du Interesse hast, beim nächsten Kongress mit dabei zu sein, kannst du dir folgende Daten schon einmal vormerken:

17. + 18. Februar 2018

Und damit du auch ja nichts verpasst, lässt du dich am besten in den Newsletter von LCHF Deutschland eintragen – dafür gehts hier lang (klick!).

Und abschliessend für meinen Bericht, hier noch ein paar einzelne Eindrücke von diesem tollen und spannenden Wochenende:

 

Liebe Iris, liebe Margret von lchf-deutschland.de: Herzlichen Dank, dass ihr diesen tollen Event auf die Beine gestellt habt und uns die Möglichkeit gegeben habt, die Grossen im deutschsprachigem Raum rund um die Low Carb / LCHF-Ernährung kennen zu lernen und von ihrem grossen Wissensschatz zu profitieren. Es war ein einmaliges Erlebnis und ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Kongress nächstes Jahr! Danke <3

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

6 Gedanken zu „Der 1. Deutschsprachige LCHF Kongress in Düsseldorf: Ein tolles Erlebnis!“

  1. Hallo Romina,
    danke für Deine Zusammenfassung.
    Da lebe ich jetzt schon 1,5Jahre ketogen und habe erst über Deinen Beitrag erfahren, dass LCHF Deutschland nur 500 m von mit in der selben Stadt ansässig ist.
    Wirklich lustig
    LG
    Christine

    Antworten
  2. Liebe Romina, es ist ein toller Bericht geworden, bin gerade richtig begeistert. Ich bin froh, euch alle mal persönlich kennengelernt zu haben! Alles tipp topp. Wir sehen uns spätestens in Düsseldorf beim nächsten Kongess. Liebe Grüsse auch von meiner Frau Regina

    Antworten
    • Lieber Jürgen,

      Herzlichen Dank! Das Gleiche kann ich nur zurückgeben. Und wenn ihr mal wieder in der Nähe seid, gehen wir im Vordergässli einen Kaffee trinken 🙂

      Und ansonsten, wie du sagst, sehen wir uns spätestens nächstes Jahr in Düsseldorf wieder 🙂

      Euch beiden ganz liebe Grüsse,
      Romina

      Antworten
  3. Liebe Romina,

    vielen Dank für deinen tollen Bericht. So schön geschrieben, dass der Kongress gerade wieder richtig lebendig an mir vorbeizieht.

    Wir arbeiten ab sofort am nächsten Kongress und dürfen uns nun ein Jahr darauf freuen, wieder auf so viele tolle Teilnehmer, interessante Aussteller und kurzweilige Referenten zu treffen.

    Herzlichst

    Margret

    Antworten
    • Liebe Margret,

      Vielen lieben Dank! Ich freue mich schon jetzt auf den neuen Kongress und wünsche euch ganz viel Erfolg.

      Herzlichst,
      Romina

      Antworten

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