Als Kind schon war ich immer hungrig. Ich weiss noch, dass meine Familie mich immer damit aufgezogen hat und dass ich immer die erste war, die fragte, wann es denn nun endlich Abendessen geben würde.
Ständig hungrig zu sein, die Gedanken immer mit der nächsten Mahlzeit beschäftigt – wie sehr mir das alles Lebensqualität geraubt hat und wie sehr der Hunger mein Leben bestimmt hat, habe ich erst gemerkt, als ich meine Ernährung auf Low Carb umgestellt hatte.
Vor knapp 10 Jahren wurde ich auf den Stoffwechseltyptest aufmerksam gemacht. Der öffnete mir die Augen: Ach, es gibt tatsächlich Menschen, die Kohlenhydrate nicht gut verwerten können? Gehöre ich vielleicht auch dazu? Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon so viele Diäten ausprobiert, dass ich zu allem bereit war – sogar für den Verzicht auf meine heissgeliebten Kohlenhydrate.
Was habe ich zu verlieren?
Was hatte ich also schon zu verlieren? Noch hungriger konnte ich fast nicht werden, an Gewicht nahm ich sowieso zu, egal was ich tat und egal, wie viel Sport ich machte. Ausserdem war ich es leid, Fleisch in Mineralwasser anzubraten und Blattsalate ohne Öl zu essen…
Nachdem ich den Zuckerentzug überstanden hatte, war es, als ob sich eine völlig neue Welt für mich auftat: Endlich war ich satt! Es fühlte sich so an, als wären die Fäden, die an einer Marionette festgemacht waren, gelöst worden… Mein Hunger diktierte nicht mehr mein Leben, meine Gedanken kreisten nicht mehr permanent ums Essen. Ich war frei!
Plötzlich hatte ich mentale Kapazitäten frei (plus ordentliche, neue Energie), die ich für andere Dinge brauchen konnte. Ich wurde deutlich produktiver, lebendiger und hungriger auf das Leben selbst, auf Geschmacksabenteuer, auf Genuss. Ich wollte glücklich sein und fing an, mich endlich vielen Themen zu widmen, die bis dahin auf der Bank gelegen hatten.
Im Nachhinein verstehe ich, dass ich permanent im Überlebensmodus war: Aufgrund des ständigen Hungerns, dem ständigen Kampf zwischen dem Wunsch, meinen Hunger zu kontrollieren und mich emotional wieder aufzupäppeln, wenn ich diesen Kampf mal wieder verloren hatte, blieb so vieles, das das Leben lebenswert macht, einfach auf der Strecke.
Wenn ich eines gelernt habe, dann dass Hunger nicht dein Leben bestimmen muss. Es ist möglich, satt zu sein und mit Genuss zu essen, ohne sich selbst kasteien zu müssen. Essen ist etwas Wunderbares!
Wenn das für dich noch nicht der Fall sein sollte, dann gib nicht auf: Es gib einen Weg, der für dich funktioniert. Bleib so lange auf der Suche, bis du deinen Weg gefunden hast. Du bist es Wert!