Ein Rückblick auf den 2. LCHF-Kongress in Düsseldorf – Teil 2

Weiter geht’s mit dem zweiten Teil meines Nachberichts zum 2. LCHF-Kongress in Düsseldorf und damit steht der zweite Tag des Kongresses an. Falls du den ersten Teil verpasst hast, kannst du ihn dir hier anschauen (klick!).

Tag 2 des LCHF-Kongresses

Der zweite Kongresstag startete mit einem leckeren Frühstück und gestärkt mit einem Kaffee ging’s in den zweiten Kongresstag, der mit weiteren hochkarätigen Vorträgen viel Spannung versprach. An dem Tag war ich zum „Micro-Girl“ berufen worden und war dafür zuständig, bei den Fragerunden herumzugehen und das Micro an die Fragesteller durchzureichen.

Leaky Gut – Was nun? (Julia Gruber)

Der Start am zweiten Tag machte Julia Gruber mit ihrem Vortrag zum Thema Leaky Gut. Wie bereits letztes Jahr schaffte es Julia, mit ihrer souveränen Art uns ihr Fachwissen mit tollen, tiefgreifenden Metaphern zu vermitteln und stellte die Wichtigkeit des Darms, seine Funktionen in den Vordergrund.

Leaky Gut ist – obwohl es bei uns bzw. in der Schulmedizin noch nicht wirklich bekannt ist, schon seit 1982 ein Begriff. Ernährung ist dabei zwar ein wichtiger Faktor, aber heilt nicht alles. Der Lebensstil ist mitunter genau so wichtig.

So weist Julia auch darauf hin, dass die Darmgesundheit oftmals auch mit unserem Selbstbewusstsein verbunden ist – je gesünder der Darm, desto besser das Selbstbewusstsein – und umgekehrt.

Was aber ist Leaky Gut denn nun eigentlich?

Leaky Gut ist ein durchlässiger Darm, wo unverdaute Nahrungsbestandteile und andere Partikel in den Blutstrom gelangen, die da eigentlich so nicht hingehören. Das wiederum löst Entzündungsprozesse aus, da das Immunsystem permanent Alarm schlägt.

Wie kann man Leaky Gut testen?

Julia Gruber stellt drei Diagnosemöglichkeiten vor:

Die Symptomatik ist breit gestreut, weshalb es schwierig ist, die vielen verschiedenen und z.T. darmunabhängigen Symptome mit einem Leaky Gut in Verbindung zu bringen:

  • Energietiefs, chronisch erschöpft
  • Hautprobleme
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Heuschnupfen, Tierhaarallergien und weitere Allergien
  • Entzündliche Darmerkrankungen
  • Verdauungsprobleme
  • Mentale Erkrankungen wie Demenz oder ADHS
  • Autoimmunerkrankungen
  • Übergewicht
  • Untergewicht
  • Gelenk- und Muskelbeschwerden

Die Liste der möglichen Auslöser ist ebenfalls lang, aber spannend und aufschlussreich:

Zum Schluss gibt uns Julia fünf Dinge an die Hand, um etwas gegen das Leaky Gut zu unternehmen:

  1. Trigger / Auslöser weglassen
  2. Schonende ERnährung mit anti-entzündlichen Komponenten
    1. Nicht zu viel Rohkost
    2. Langsam essen, gut kauen
    3. Abwechslung auf dem Teller
    4. keine Süssstoffe
    5. gute Fette
    6. Gewürze nicht vergessen
    7. Knochenbrühe
    8. gute Stärke
  3. Darmflora mit Prä- und Probiotika aufbauen
  4. Lebensstil anpassen
  5. Dranbleiben!

Die ketogene Ernährung und das Gehirn (Marina Lommel)

Als nächstes ist Powerfrau Marina Lommel an der Reihe mit ihrem Vortrag zur ketogenen Ernährung. Und powern kann sie wirklich – denn sie lieferte eine energiegeladene Präsentation und gab ihr fundiertes Wissen weiter.

Und zwar zu den Themen: Was ist Ketose? Was passiert dabei im Gehirn? Und wie kommt man möglichst schnell in die Ketose?

Sie geht auf die vielen Vorteile der Ketose ein – und wie viele unserer Stoffwechselprozesse runder und effizienter laufen können, wenn sie von Ketonkörpern angetrieben werden, anstatt von Glucose.

Marina macht auch deutlich, warum die ketogene Ernährung noch immer kritisch beäugt und zum Teil einen schlechten Ruf geniesst:

Weil früher Epilepsie-Kindern folgende Portionen verabreicht wurden und das dann als ketogene Ernährung festgesetzt wurde:

15g Toast, 45g Banane, 30g Schinken, 62.5g fettarme Milch, 5g Rapsöl und 18.1 MCT-Öl. Hmm, was für ein leckeres und ausgewogenes Frühstück!

Dass ketogene Ernährung heute, ganz besonders bei Foodpunk, anders aussieht, zeigt Marina mit ein paar Essensbildern:

Anschliessend geht sie noch im Detail auf die Vorteile von Keto bei diversen Krankheitsbildern ein, darunter Epilepsie, Alzheimer und Parkinson.

Was bringt also die ketogene Ernährung?

  • besser trainierter Fettstoffwechsel
  • Unabhängigkeit von festen Mahlzeiten
  • Brain Food ist immer dabei
  • keine Symptome von Unterzucker bei niedrigem Blutzuckerspiegel

Zum Schluss gibt es noch Tipps zum Schnellstart in die Ketose:

Die ganze Präsentation, alle Folien von Marina findest du hier (klick!).

Ketogene Diät in der Medizin der letzten 200 Jahre (Ulrike Kämmerer)

Bereits 1797 kam eine sogenannte „Fleischdiät“ bei ersten Diabetes-Fällen auf.

Seit 30 Jahren wird an ketogener Ernährung im Zusammenhang mit Krebs geforscht. Neu ist das also ganz und gar nicht.

Im Zusammenhang mit Epilepsie kennen wir die ketogene Ernährung sogar seit 100 Jahren!

V. Stefansson lebte 11 Jahre bei den Eskimos – auch wenn er bei seiner damaligen Ernährung „nur“ eine milde Ketose erreichte, war sein Fazit klar: Er sei noch nie bei besserer Gesundheit gewesen.

Auch Hirntraumatas würden sich besser regenerieren, wenn auf der Intensivstation Ketose über Ernährung oder Fasten eingeführt werden würde!

Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wird seit mittlerweile 10 Jahren intensiv geforscht, ob und inwiefern ketogene Ernährung hilfreich sein kann. Imposantestes Beispiel ist da wohl der Fall von Mary Newport, deren Mann an Alzheimer erkrankt. Selber Ärztin unternimmt sie alles, um ihrem Mann zu helfen. Mit einer Gabe von reichlich Kokosöl über den Tag verteilt wird das Gehirn von ihrem Mann Steve mit Ketonkörpern versorgt – der Effekt ist einfach grossartig:

Auf dem Bild sieht man den berühmten Uhren-Test, wo Alzheimer-Patienten aufgefordert werden, eine Uhr zu zeichnen. Den Fortschritt von Steve Newport sieht man deutlich.

Und so sieht Frau Kämmerer die Zukunft der Forschung rund um die ketogene Ernährung:

 

Vitamin D und Fett – an den Haaren herbeigezogen? (Jörg Spitz)

Nach der Mittagspause kam der krönende Abschluss – der Vortrag von Professor Jörg Spitz. Mit gewohnt humorvoller Manier begleitete Herr Spitz durch seinen Vortrag.

Er berichtet von der grossen Lücke, die zwischen der aktuellen Forschung und dem Allgemeinwissen besteht. Berichte vom ARD, wo berichtet wird, dass eine Vitamin D-Supplementation überflüssig ist, hilft da nicht unbedingt weiter. Die Menschen sind verständlicherweise verwirrt. Professor Spitz will hier Abhilfe schaffen.

Wie stark unser Lebensstil unseren Vitamin D-Spiegel beeinflusst, zeigt er eindrücklich auf dieser Folie. So hat ein hoher Fernsehkonsum (4 Stunden pro Tag oder mehr) den grösseren negativen Effekt als zum Beispiel Übergewicht!

Vitamin D + Omega 3 kontrollieren die Serotonin-Synthese und sind damit ein wichtiger Faktor bei allen neurologischen / psychiatrischen Krankheitsbildern!

Vitamin D in Kombination mit Omega 3-Fettsäuren erhöhen dramatisch die Apoptose (den programmierten Zelltod) von Tumorzellen.

Vitamin D-Response-Index: Manche können Vitamin D besser nutzen als andere. Rund 25% können Vitamin D nicht gut in die aktive Form umwandeln:

Jörg Spitz geht darauf ein, dass die Sonne schon immer Teil unserer Umwelt war und wie wichtig ihre Rolle bei unserer Evolution war.

Sonne ist tödlich – so ein Quatsch! Das hätte sie getan, als wir noch Einzeller waren. Hat sie aber nicht.

Wir leben heute in einer fettmachenden Umwelt – wir brauchen ein gesundes Milieu! Und dazu gehört ein gesunder Lebensstil, aber auch Bewegung und Spass:

Das Gehirn entwickelt sich nämlich bemerkenswert besser, wenn wir in einer artgerechten Umwelt aufwachsen.

Frauen sind, ganz besonders während der Schwangerschaft, oft dramatisch unterversorgt. Dabei wird ein Teufelskreis angestossen: Der Embryo wird fehlversorgt, es folgt eine Mangelgeburt, der falsche Lebensstil wird in der Regel von der Familie übernommen, es folgen chronische Erkrankungen, die Leute werden trotzdem schwanger… Dank unserer weit entwickelten Medizin nämlich!

Professor Spitz deutet nämlich darauf hin, dass Mutter Natur uns mit Unfruchtbarkeit etwas sagen möchte: Du bist eigentlich zu schwach, um dich fortzupflanzen. Die heutige Medizin macht es möglich, dass wir uns dennoch fortpflanzen können, auch wenn wir technisch gesehen körperlich dazu nicht richtig in der Lage sind. Diese „Lage“ geben wir aber an die nächste Generation weiter.

Wie positiv sich aber ein gesunder Vitamin-D-Spiegel auswirken kann (einmal für die Schwangeren, einmal für die Kinder), sehen wir hier:

Jedes genetische Risiko kann mit Hilfe des Lebensstils um 50% reduziert werden!

LCHF, Bewegung, Vitamin D, Nährstoffe, Rauchstopp und Suchtseminare sowie Coaching in Gesundheitskompetenz – das plus die Berücksichtigung von Evolution und Umwelt: Das ist Spitzengesundheit.

Um gesund zu werden und zu bleiben sollten wir also möglichst naturnah leben – schliesslich haben wir in der heutigen Gesellschaft ein Natur-Defizit. Damit wir nicht eine fettmachende Umgebung haben, sondern die Umstände so festlegen können, damit das hier passiert:

 


Ein toller zweiter Kongress ging zu Ende. Ich für meinen Teil freue mich schon sehr auf den nächsten Kongress 2019!

Ich hoffe, dir hat mein Bericht mit den besten Take-Aways gefallen.

Wie immer freue ich mich sehr über einen Kommentar von dir 🙂

Alles Liebe,

Romina

 

P.S: Falls du am diesjährigen Kongress nicht dabei sein konntest oder du dabei warst und du – so oder so – den nächsten Kongress auf keinen Fall verpassen möchtest, dann kannst du dich hier informieren (am einfachsten meldest du dich für den Newsletter von LCHF Deutschland an, dann verpasst du nichts!). Das Datum für den nächsten Kongress steht bereits – trag es dir am besten gleich in den Kalender ein!

23. + 24. Februar 2019 – wir sehen uns in Düsseldorf!

Romina Scalco

Romina Scalco hat nach unzähligen fehlgeschlagenen Diäten und gesundheitlichen Problemen mit Low Carb die Lösung für sich gefunden. Seit 2013 schreibt die Bloggerin und Buchautorin auf ihrem Low Carb Blog über eine Ernährung, die ganz nach dem Bauchgefühl geht, was Abnehmen mit Glücklichsein zu tun hat, wie du glücklicher sein und wie du gesunde Gewohnheiten in deinen Alltag implementieren kannst. Ihr Motto: Es gibt nicht DIE Ernährungsform für alle. Finde Deinen persönlichen Weg.

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